von Online-Redaktion Cossebaude

Meldung der Landeshauptstadt Dresden vom 27.06.2025

Klimaanpassungskonzept für Dresden

Konzept zur Klimaanpassung - Dresden wird klimafest

Hitze, Starkregen, Trockenheit: So soll Dresden künftig Klimaveränderungen trotzen

Stadt stellt neues Klimaanpassungskonzept „Dresden wird klimafest“ vor

Die Stadtverwaltung der Landeshauptstadt Dresden hat am heutigen Freitag, 27. Juni 2025, ihr kommunales Klimaanpassungskonzept „Dresden wird klimafest“ vorgestellt. Damit reagiert sie auf die zunehmenden Herausforderungen durch die Klimaveränderungen und legt einen umfassenden Bericht mit Klimaanalyse, Gefährdungskarten und Anpassungsoptionen vor. Das Konzept beschreibt, wie sich Dresden auf veränderte klimatische Bedingungen wie längere Trockenphasen, häufigere Starkregenereignisse und Hitzewellen vorbereiten muss.

„Dabei war uns besonders wichtig, den Blick auf die Gesundheit aller Menschen in unserer Stadt zu legen und die Risiken für Schäden an Infrastruktur und Gebäuden zu minimieren. Es gilt, klimabedingte Risiken für die lokale Wirtschaft, Infrastruktur und Gebäude in der Stadt zu minimieren, denn die Beseitigung von Schäden kostet in der Regel immer mehr als Vorsorgemaßnahmen. Mit dem Klimaanpassungskonzept legt die Stadt eine fundierte Grundlage vor, um Dresden klimaresilient zu gestalten, die Lebensqualität für alle Generationen zu erhalten und Dresden als gefragten Wirtschafts- und Tourismusstandort zu sichern.“ Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen

So soll das städtische Handeln in Dresden drei strategischen Zielen der Klimaanpassung folgen:  

  • Ziel 1: Die Dresdner Bevölkerung lebt in einem Stadtklima, in dem sie vor gesundheitlichen Gefahren durch Sommerhitze geschützt ist.
  • Ziel 2: Dresden ist eine Schwammstadt und geht nachhaltig mit der Ressource Wasser um.
  • Ziel 3: Das Dresdner Stadtgrün ist vital und widerstandsfähig gegenüber Hitze- und Trockenstress.

Das Konzept dient sowohl als Leitlinie für die Verwaltung als auch zur Orientierung für Bürgerinnen und Bürger, Wirtschaft sowie Politik. Im Fokus stehen (städte-)bauliche Maßnahmen wie beispielsweise das Freihalten von Kaltluftabflussbahnen und Durchlüftungskorridoren, das Bereitstellen von Grünflächen als kühlen Erholungsorten für alle oder das Gestalten von Plätzen und Straßen nach dem Schwammstadtprinzip, um die Hitze in der Stadt zu minimieren und Regenwasser vor Ort zurückzuhalten.

Beim Schwammstadtprinzip geht es darum, dass Städte besser mit Regenwasser umgehen, um Überschwemmungen bei Starkregen zu mindern, Grundwasser aufzufüllen, das Stadtgrün zu versorgen und damit zur Kühlung beizutragen. Regenwasser soll also nicht einfach im Gully verschwinden, sondern möglichst in Grünflächen, begrünten Dächern und über versickerungsfähige Bodenmaterialien aufgefangen, in der Erde gespeichert und über die Verdunstung der Vegetation langsam wieder abgegeben werden. Eine solche Bewirtschaftung des Regenwassers hilft insofern auch, die Pflegekosten für die Bewässerung des Stadtgrüns zu senken.

Allgemeines zum Konzept

Das Stadtklima in Dresden hat sich bereits deutlich verändert und der Trend der Klimaveränderungen zeigt klar, dass es sich weiter stark verändern wird. Die Messdaten der Stadt geben die globalen Klimaveränderungen eindrücklich wieder. Die Auswirkungen sind vor allem durch steigende Temperaturen, Hitzeereignisse wie in den Jahren 2003, 2015, 2018, 2019, die extreme Trockenperiode Ende 2017 bis 2023, die veränderten innerjährlichen Niederschlagsmuster und intensivere Starkregenereignisse für jeden spürbar.

Zusammen mit der Thüringer Agentur für Nachhaltigkeit und Klimaschutz GmbH (ThINK) wurden zunächst Grundlagen für das Klimaanpassungskonzept sowie eine Analyse der Gefährdungspotenziale auf Stadtteilebene erarbeitet. Dafür wurden unter anderem an Schul- und Kitastandorten sowie auf Sportfreiflächen und in der Innenstadt Thermalbefliegungen mit einer Drohne durchgeführt, um die Oberflächentemperaturen zu erfassen. Zudem gab es verschiedene Beteiligungsformate. Neben den verwaltungsinternen Sitzungen in Arbeitsgruppen und größeren Ämterrunden wurden die Erfahrungen und Ideen der Bürgerinnen und Bürger bei „KlimaTischen“ in den Fokusgebieten Altstadt und Neustadt eingeholt. Für die beiden Stadtteile wurden in diesem Zusammenhang konkrete Maßnahmen zur Hitze- und Starkregenvorsorge zusammengetragen und den Stadtbezirksräten in einem separaten Bericht bereits im Januar 2025 vorgestellt.

Am 2. Juni 2025 wurde das Konzept in den Ältestenrat eingebracht.

„Die Verwaltung hofft nun auf den Beschluss im Stadtrat im Jahr 2025, sodass dieses Konzept anerkannte Grundlage und Zielstellung für das städtische Handeln ist und Dresden somit für uns alle lebenswert bleibt. Wir versuchen, mit dem Konzept einen möglichst breiten Konsens über das dringende Erfordernis der Klimaanpassung zu erreichen und die Akzeptanz zur künftigen Umsetzung von Maßnahmen zu erhöhen.“  Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen

Zentrale Inhalte

Neben der Analyse, wie sich das Klima bis heute in Dresden verändert hat und welche Klimabedingungen zukünftig voraussichtlich zu erwarten sind, zeigen Beispiele, wie sich die Klimaveränderungen bereits in Dresden auswirken. Dies betrifft etwa die von den Dresdnerinnen und Dresdner wahrgenommene zunehmende Hitzebelastung am Wohnort und Arbeitsplatz, den steigenden Kühlbedarf im städtischen Klinikum, die Schäden durch Starkregen an Straßen und Gebäuden, die Probleme durch Trockenheit und steigende Temperaturen an Dresdner Badegewässern oder die Beeinträchtigung der Schifffahrt durch Hoch- und Niedrigwasser. Zudem siedeln sich neue Tier- und Pflanzenarten in der Stadt an oder breiten sich aus, was gesundheitliche Folgen für die Menschen, die in der Stadt arbeiten, leben und sich erholen wollen, mit sich bringen kann.

Ein umfangreicher Katalog von Anpassungsoptionen zeigt Möglichkeiten auf, wie die oben genannten Ziele erreicht werden können und somit das Schadensrisiko an Gebäuden und Infrastruktur reduziert und die klimabedingten gesundheitlichen Belastungen gemindert werden können.
„Wir müssen jetzt in Klimaanpassung investieren, um zukünftig gute Lebensbedingungen in unserer Stadt zu haben. Wir brauchen Freiräume als kühle Aufenthaltsort sowie Retentionsräume, die vor Überflutung schützen. Gebäude sollen auch noch in 50 Jahren funktionieren und bewohnbar sein. Dann wird hier allerdings ein deutlich wärmeres Klima herrschen – mit Sommertemperaturen, die wir in unseren Breiten noch nicht erlebt haben.“ René Herold, Leiter des Umweltamtes

Gebiete, die besonders betroffen sind

Derzeit sind nicht alle Stadtteile in Dresden gleichermaßen von Hitze und Überflutung betroffen. Hier spielen die Lage im Stadtraum und die Gegebenheiten vor Ort wie etwa der Versiegelungsgrad und die Bebauungsstruktur eine Rolle, aber auch die Anzahl und das Alter der Anwohnerinnen und Anwohner. Denn ganz junge und auch ältere Menschen zählen zu den besonders durch Hitze gefährdeten Personengruppen. Zudem ist wichtig, ob Krankenhäuser, Schulen, Kindertageseinrichtungen oder Pflegeheime in dem Gebiet vorhanden sind.

Die Datenanalyse zeigt, welche Stadtteile stärker von Wärmebelastung und Überflutung durch Flusshochwasser und Starkregen betroffen sind als andere. So haben beispielsweise Striesen, Leuben, Gruna, Johannstadt-Nord/-Süd und die Äußere Neustadt das höchste Gefährdungspotenzial gegenüber Wärmebelastung. Aber auch Stadtteile mit einem etwas geringeren Bevölkerungsanteil wie Wilsdruffer Vorstadt, Seevorstadt-West und Prohlis-Süd sind stark durch Wärmebelastung gefährdet.

Insgesamt betrachtet sind die meisten der insgesamt 64 Stadtteile Dresdens durch Wärmebelastung gefährdet. 14 Stadtteile zeigen hierfür das höchste und 24 Stadtteile ein erhöhtes Gefährdungspotenzial auf. Bei Überschwemmung durch Starkregen sind 13 Stadtteile der höchsten und 22 Stadtteile einer erhöhten Gefährdung zugeordnet. Entsprechend dem Einflussbereich der Elbe und der Gewässer I. Ordnung sind sechs Stadtteile am höchsten und 20 Stadtteile erhöht durch Hochwasser gefährdet.

Mit besonders hoher Priorität in diesen Gebieten müssen Straßen, Plätze und Gebäude an extreme Wetterereignisse angepasst und die Aufenthaltsqualität gegenüber Hitze verbessert werden. Außerdem braucht es Hochwasserschutz- und Starkregenvorsorgemaßnahmen sowie die weitere Renaturierung von Dresdner Bächen.

Gern würde die Stadtverwaltung ein städtisches Förderprogramm aufstellen, um Anwohnerinnen und Anwohner zu unterstützen, wenn sie beispielsweise Flächen entsiegeln oder Gebäude begrünen wollen. Die Nachfrage ist groß. Viele deutsche Städte haben solche Förderprogramme, in Dresden fehlen dafür jedoch derzeit die finanziellen Mittel und das Personal.

Was die Stadt bereits für die Klimaanpassung tut

In den vergangenen Jahren sind viele Projekte entstanden, die deutlich stärker den Hitzeschutz und den Schwammstadtaspekt berücksichtigen. Es gibt neue Parkanlagen wie zum Beispiel den Bartholomäi-Park an der Rosenstraße, in dem unter anderem eine berankte Pergola und ein kleiner Brunnen im Sommer für Kühle sorgen. Auch der erweiterte Alaunpark schafft in der dicht bewohnten Dresdner Neustadt mehr Aufenthaltsraum im Freien. Die Lili-Elbe-Straße wurde zu einer sehr gut angenommenen Sport-, Spiel- und Aufenthaltsstraße in nachhaltiger, klimaresilienter und innovativer Bauweise umgestaltet. Die Gehwege sind aus wasserdurchlässigem Pflaster, sodass Regenwasser versickern kann. Das Wasser des Springbrunnens wird im Kreislauf mit Filterverfahren genutzt, um den Wasserverbrauch gering zu halten. Außerdem ist es das erste Projekt im öffentlichen Raum mit automatischer Baumbewässerung. Die Vorhaben bieten die Möglichkeit, positive wie auch negative Effekte zu erkennen und Rückschlüsse für zukünftige Planungen sowie die Kosten der Bewirtschaftung und Grünflächenpflege zu ziehen.

Das Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft testet mit Baumrigolen, wie Bäume mit längeren Trockenperioden gut zurechtkommen können. Außerdem werden seit Langem klimaangepasste Baumarten gepflanzt und immer mehr Rasenflächen zu Langschnittflächen entwickelt. Auf diesen Flächen wird nur zweimal im Jahr das Gras geschnitten. Dies dient einerseits der Biodiversität, andererseits trocknen die Wiesenflächen dadurch in Trockenperioden nicht so rasch aus und erholen sich schneller wieder.

Seit 2019 hat sich die Stadt mit der Richtlinie „Dresden baut grün“ dazu verpflichtet, kommunale Gebäude klimaangepasst zu gestalten und setzt diese Vorgaben bereits bei zahlreichen Projekten um. Dies bedeutet, dass eine möglichst naturnahe Regenwasserbewirtschaftung vorgesehen wird, unter anderem durch die Begrünung von Freiflächen, Dächern und Fassaden, was auch eine Vorbildwirkung für andere Bauherren und Investoren haben soll. Außerdem ist eine stadtweite Analyse zur thermischen Belastung an Schulen und Horten geplant, um Defizite noch konkreter zu ermitteln und Maßnahmen gezielt lenken zu können.

„Klimaanpassung ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Wir brauchen also unbedingt die Unterstützung der Dresdnerinnen und Dresdner, wenn es zum Beispiel darum geht, städtisches Grün zu erhalten oder auf dem eigenen Grundstück Maßnahmen zu ergreifen. Das können Flächenentsiegelung, Begrünung, Starkregenvorsorge am Gebäude und ein nachhaltiges Regenwassermanagement sein. Denn die Stadt kann nicht alle Auswirkungen eines Extremwetterereignisses absichern und hat auch keine Einflussmöglichkeiten auf Privateigentum. Hier gilt es, die Bevölkerung über Klimarisiken zu informieren, rechtzeitig vor Extremwetterereignissen zu warnen und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Klimaanpassung ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit, welche auch wirtschaftlich Vorteile bringt.“ Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen

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